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Leitungsumstellung auf 100% Wasserstoff

 

Über Power-to-Gas kann unter Verwendung von grünem Strom regenerativer Wasserstoff als speicherfähiger Energieträger hergestellt werden. Die bereits bestehende Gasinfrastruktur bietet an dieser Stelle ein großes Potenzial. Dazu werden Gasleitungen, die bisher mit Erdgas betrieben wurden, gemeinsam mit einem Sachverständigen für den Bereich der Gashochdruckleitungsverordnung, nach folgendem Schema technisch umgestellt:

Dokumentationsprüfung → Leitungsinspektion → Technische Anpassung → Behördliche Genehmigung → Begasung mit H2

Auf dieser Seite soll es um die Leitungsinspektion gehen. Grundvoraussetzung für die Wasserstoffumstellung ist die technische Eignung des Systems. Neben verschiedensten Laboranalysen (stichprobenartige Überprüfung von Umfangsnähten und Werkstoffproben) wird die Leitung mit einem Inspektionsgerät, dem sog. Molch, untersucht.

Was ist ein Molch?

Ein Molch ist ein Reinigungs- oder Inspektionsgerät zum Einsatz in Rohrleitungen. Dieser hat keinen eigenen Antrieb, er wird ähnlich einer Rohrpost mit dem Gasstrom geschoben und tastet dabei mit verschiedensten Sensoren das Rohr ab. Am Anfang und am Ende der Leitung befindet sich jeweils eine Molchschleuse, durch die der Molch in das Leitungssystem eingebracht wird.

Es gibt verschiedene Arten von Molchen: solche die zur Reinigung eingesetzt werden (Reinigungsmolche) oder sog. intelligente Molche mit denen Daten zur Geometrie und dem technischen Zustand der Leitung aufgenommen werden können. Dazu zählen z.B. Geometriemolche oder MFL-Molche.  MFL steht für Magnetstreuflussverfahren (MFL, engl. Magnetic Flux Leakage) und wird u.a. zur Messung der Wanddicke eingesetzt.

Foto intelligenter Molch

Im Vordergrund des Bildes ist ein intelligenter Molch mit sog. MFL-Technik zu sehen

Im Vordergrund des Bildes ist ein intelligenter Molch mit MFL-Technik zu sehen. Sein Durchmesser entspricht in etwa dem Innendurchmesser der zu untersuchenden Rohrleitung (DN 600) - er hat eine Gesamtlänge von etwa 2 Metern.

Woher stammt der Begriff "Molch"?

Im Englischen werden solche Geräte "pig" genannt. Ursprünglich aufgrund der quietschenden Geräusche, die die ersten Geräte beim Schieben durch das Rohr erzeugten. "PIG" ist aber auch eine prima Abkürzung für den englischen Begriff "Pipeline Inspektion Gauge" - Rohrleitungsinspektionsgerät. Doch wie kommt man nun auf Molch im Deutschen? (Vermutlich) aufgrund der äußerst sensiblen Sensoren mit denen der Molch sein natürliches Habitat abtastet und da er sehr scheu und in freier Wildbahn nur selten zu sehen ist, wählte man diese Bezeichnung. 

Wie funktioniert eine Molchung?

Der Molch wird durch eine Schleuse in die Leitung eingebracht und füllt den gesamten Leitungsquerschnitt aus. Anschließend wird er von dem Gasstrom durch die Leitung geschoben und nimmt Messdaten zum Zustand der Leitung auf. Das geschieht in situ, das heißt, die Trasse in der die Rohrleitung liegt, muss für diese Überprüfung nicht aufgegraben werden.

Foto Molchschleuse und Arbeiter

Arbeiten an der Molchschleuse

Ein Arbeiter bringt den intelligenten Molch in der Start-Molchschleuse in die richtige Position. Von dort wird der Molch dann mittels Gasstrom durch die Rohrleitung geschoben und nimmt Messdaten zum Zustand der Leitung auf.

Wie geht es nach der Molchung weiter?

Im Nachgang werden die gesammelten Daten mittels spezieller Software ausgewertet und mit dem tatsächlichem Rohrleitungszustand durch teilweise Aufgrabungen verglichen. Aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen wird die Gasleitung entsprechend der technischen Anforderungen für Wasserstoff angepasst. Dazu werden punktuell Rohrleitungsteile ausgetauscht und Armaturenstationen sowie Anschlusspunkte für Ein- und Ausspeisungen neu gebaut.

 

Bildergalerie

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